Nun wird es klappen



"Wir kommen"

Pack die Badehose ein, wenn Du zum Numedalslagen gehst.
Oder: „It´s very difficult here“.

10.08.04
Norwegen, Numedalslagen wir kommen.
2003 hatten wir (drei Anfänger) während unseres ersten Angeltrips unter schwierigen Bedingungen keinen Lachs auf die Schuppen legen können
Hartmut Kloss, bei dem wir uns schon vor unserem ersten Versuch die Nötigen Grundkenntnisse des Fliegenwerfens mit der Zweihand beibringen ließen nach den Gründen für unsere Erfolglosigkeit befragt, empfahl unter solchen Bedingungen kleine Muster intermediate oder trocken zu fischen, außerdem dem Köder anständig Speed zu verleihen. „Irgendwas geht immer“ gab er uns noch mit auf den Weg.

In 2004 sind wir mit frisch gefüllten Fliegendosen 2 Wochen früher und um Frank weniger unterwegs. Wir haben insbesondere kleine Fliegen gebunden also Muster der Größe 10-12 auf Einzel und Doppelhaken. (Anreise, wie im Vorjahr zum Spottpreis mit Ryanair nach Norwegen und weiter per Mietwagen nach Brufoss Lakse Center.) Abflug Hahn 15.35 Uhr, Ankunft Torp 17.35 Uhr. Um 19.00 beziehen wir unsere Hütte in Brufoss. Sie trägt die Nummer 1. Uns ist völlig klar: Hütte Nr. 1 steht für Lachs Nr. 1. „ It´s a good number“ bestätigt uns auch der Wirt, während er uns den Schlüssel aushändigt. Um 20.00 halten wir unsere Lizenzen in den Händen. Angelkarten, Desinfektion unserer Ausrüstung, bei Arne ging alles wie auch schon im vorigen Jahr schnell und reibungslos. Leider sind auch die Bedingungen ähnlich wie im Vorjahr, 30 Grad (Luft) und 20 Grad (Wasser) und einen Wasserstand von 50 cbm/sec. (an diesen Daten sollte sich die ganze Woche nur wenig ändern). Der Blick auf die Fangstatistik treiben uns entgültig die Schweißperlen auf die Stirn. Wenig Wasser und wenig Fische. Ich: Na ja Badehosen und Sonnencreme haben wir ja eingepackt.


Oliver der Optimist meint: „Prima, dann können wir ja auf den Erfahrungen vom letzten Jahr aufbauen“.
Trotz der schlechten Vorzeichen mussten wir logisch noch am gleichen Abend ans Wasser. Also schnell die Ruten aufgetakelt und ab ging es. Aber für mich war der Tag wohl doch etwas zu lange und ich stolpere im dunklen Rückwerts über einen Stein und liege bis zum Hals im Lagen. Zum glück hielt der Watgürtel die größte menge des Wassers ab. Wach bin ich jetzt jedenfalls kurzzeitig wieder. Aber nach ein paar würfen geben wir dann doch auf.


11.08.04
Nach einer etwas unruhigen Nacht, im Traum habe ich schon mal einen Lachs gedrillt und einen Bär verjagt... beim Verjagen festgestellt, dass Oliver diesen Radau macht. Schnarchen kann man das jedenfalls nicht mehr nennen. Am Morgen ein sehr schnelles Frühstück: Ich sitze noch beim Kaffee und Oliver hat schon die Wathosen an. So kenne ich ihn. Wollten wir es dieses Mal nicht etwas lockerer angehen? Na ja, ab morgen, nun erst einmal an den Bach, zum „Einwerfen“.

 "Die ersten Würfe"

Den gestrigen Abend kann man ja höchstens in der Rubrik Schwimmkurs einreihen. Wir starten gleich hinter der Hütte. Wir haben die Blaue Zone wieder für die ganze Woche und zusätzlich jeweils zwei halbe Tage in der gelben und roten Zone gebucht. Die ersten Würfe gehen noch steif und ungenau von der Hand - wir hatten wenig geübt- obwohl unser Hausgewässer der Rhein für die Zweihand geradezu ideal ist.

Und ab 14:00 geht es dann ans Eingemachte. Oliver und ich hatten noch die buckelnden Lachse des Vorjahres im Kopf und konnten es kaum erwarten an unsere favorisierte Stelle der roten Zone, eine tiefe Rinne im hier ansonsten breiten und flachen Fluss zu kommen. 8 Stunden geben Oliver an der Trockenschnur mit furchender 12 er Frances, ich mit Intermediate und meiner „Kupferfarbenen“ bzw. später am Abend im Wechsel mit der „Red Butt“ und der „Black and Silver“ der Größe 10-12 unser Bestes.

  "Wir versuchen alles"

Sobald die Fliege das Wasser berührt, verleihet Oliver ihr zitternd und zuckend Bewegung. Ich lasse der Fliege etwas mehr Zeit und gebe ihr erst am Ende der Trifft etwas Bewegung. Das haben wir den Norwegern abgeschaut. Außerdem lassen wir den Lachsen am Ende der Drift noch etwas Zeit, sich für unsere Fliegen zu entscheiden. Trotzdem konnten wir an diesem Abend keinen Kontakt zu unserem ersten Lachs aufnehmen. Auf dem Heimweg drehen sich unsere Gespräche dennoch darum, ob wir unsere gefangenen Fische (5-10kg sind anvisiert) besser im Flieger, oder doch lieber tiefgekühlt per Post nach Deutschland verfrachten.
5 Lachse auf der 12 Km Strecke werden an diesem Tag in die Statistik eingetragen.
Und das sollte der beste Tag der Woche bleiben.

12.08.04
Um 04:00 Uhr aufgestanden und von 05:00 bis 07:30 gefischt. Um diese Zeit kann man es am Wasser noch aushalten. Wir probieren es mit verschiedenen Methoden: Oliver lässt einen orange-schwarzen Bomber auf 10er Haken an der Trockenschnur durch die Wasseroberfläche surfen, während ich mit der 10er General Practitioner fische. Dann wechseln wir auf dunklere Muster aus unserem Fliegenvorrat. Die Fliegen sind übrigens alles „Varianten“. Ich binde meine Fliegen nie strickt nach Vorlage und Oliver schon gar nicht.
Oliver fischt mit der Sinktip, ich mit Intermediate. Es ist nichts zu machen.
Und es wird schon wieder heiß.
Nach dem Frühstück in kurzen Hosen noch mal ans Wasser. Es lässt uns halt keine Ruhe. Um 11:00 bei 30° Außentemperatur geben wir dann auf und ziehen uns in unsere Hütte zurück, um Schlaf nachzuholen. Wir wollen am Nachmittag noch in die gelbe Zone, verschieben das Fischen jedoch auf den späten Nachmittag und gehen erst einmal in den Lagen schwimmen. Auf der gesamten Strecke werden an diesem Tag 2 Lachse gefangen. Wir gehören nicht zu diesen Glücklichen.

13.08.04
Rote Zone ab 5.00. Ein sehr heftiger Regen um 07.00 Uhr schürt Hoffnungen, der Guss war aber zu kurz um den Pegel zu erhöhen. Der Wasserstand liegt nach wie vor bei 50qm/s und die Wassertemperatur bei 20°. Aber die Luft wird richtig Kühl. Die Tagestemperaturen sinken auf 18 – 22°. An diesem Tag werden ein Lachs und fünf Meerforellen gefangen und ich stürze eine Böschung hinunter. Mein Fuß schwillt dick an. Wir bleiben bei der Methode mit verschieden Fliegen und Schnüren zu fischen um eine möglichst große Bandbreite der Lachsfischerei abzudecken.

5 Meerforellen! Reagieren die schneller als die Lachse auf einen Wetterumschwung?
Oliver redet mit den einheimischen Fischern. Sie sind sehr wortkarg, aber soviel erfahren wir: Kleine Fliegen verwenden! Allerdings, bei dem einen ist das eine buschige 8er, beim nächsten eine sparsam gebundene 12er. Und noch einem Punkt sind sie sich einig: „ It´s very difficult here “. Mehr bringen wir nicht aus Ihnen heraus. Am Abend sprechen wir Arne auf den ausbleibenden Aufstieg der Lachse an. Er zuckt die Schulter und Antwortet: „Wer sich in die Natur begibt, muss sich Ihr anpassen…“.

14.08.04
Ab 05:00 Uhr in der roten Zone.
Die Sonne gewinnt langsam den Kampf gegen den Nebel. Ein traumhafter Tagesbeginn. Für Oliver der richtige Moment zum Fotografieren. Gänse ziehen in V-Formation ihre Bahnen. Wir beobachten kleine Tauchenten, die dicht an uns heran schwimmen. Als sie uns bemerken wollen sie schnell Abstand gewinnen. Lustig, wie eines der Tiere beim Startversuch gut 200m über die Wasseroberfläche läuft. Was für ein Morgen. Alleine für diesen Tag lohnt sich die Anreiser. Nur der Lachs fehlt. Obwohl wir uns gar nicht so sicher sind, ob das an solch einem magischen Morgen nicht zu viel des Guten wäre.
Tagesfänge: 4 Lachse, 2 Meerforellen
Übrigens gab es in diesem Jahr erst einen Tag mit idealem Wasserstand. Am 08.08. hatte es in den Bergen geregnet. Ein norwegischer Fischer behauptete scherzhaft, der Besitzer der oberhalb gelegenen Talsperre wäre an diesem Tag fischen gegangen und hätte kurzzeitig die Schleusen öffnen lassen.

15.08.04
Wieder ein toller Badetag. Wir machen Kopfsprünge in einem ruhigen Bereich des Lagen.

 

Kurz darauf springen auch die Lachse in diesem Pool. Und das können sie besser als wir.
Mein Fuß schmerzt. Ich mache den Vorschlag, ab jetzt besser in der „Handykap“ Strecke (behindertengerecht) zu fischen. Oliver meint jedoch, dort würden lediglich Buckellachse gefangen. Das möchte ich dann auch nicht.
Wir versuchen es mit Bombern, da wir nach unserer Kopfsprungerfahrung gemerkt haben, dass die Fische aktiver werden, wenn wir sie so richtig provozieren. Oliver benutzt zusätzlich ein Sinkvorfach und lässt es laut aufklatschen. Es wirkt. Ein enormer Fisch lässt sich reizen und springt mit der Verbindung zwischen Hauptschnur und Vorfach im Maul weit aus dem Wasser. An einer anderen Stelle folgt ein weiterer Fisch seinem über die Wasseroberfläche flitzenden Bomber ohne zu nehmen. Beide Fische ließen sich nicht erneut zur Reaktion bringen. Ich fange schließlich meine ersten Meerforellen (jedoch klassisch, also naß). Die erste lasse ich wieder schwimmen die zweite 1,2 kg schwer landet noch gleich am Wasser auf dem Grill.

Oliver fährt, während ich den Fisch versorge und ein kleines Grillfeuer mit Birkenholz entzünde, zur Unterkunft und holt unsere letzte Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Zu unserer Schande hatten wir nicht bedacht, dass man im Sommer in Norwegen kein offenes Feuer entzünden darf. Zwei sehr freundliche Jäger, die ziemlich schnell an unserer Feuerstelle auftauchten hatten allerdings bei dem Anblick unserer auf dem Rost schmurgelnden Meerforelle großes Verständnis. Wir durften den Fisch zu Ende grillen und obendrein bekamen wir noch einiges an Informationen über die Fischerei am Lagen. („It´s very difficult here“.) Endlich hatte ich einmal das Glück und konnte gleich zwei Fische haken, aber eben „nur“ Meerforellen und wir wollten ja Lachse. Bin ich undankbar?
Fangstatistik:

 

1 Lachs, 3 Meerforellen.
Ich habe also 50% der heutigen Fiche gefangen. Nicht schlecht für nen Anfänger.

16.08.04
Ein Tag vor der Abreise, und das Wetter wird schlechter. Das kennen wir doch aus dem Vorjahr. In einem Bereich der blauen Zone springen die Lachse wie verrückt und sofort stehen dort sechs Norweger in der Reihe. Wir machen einen Durchgang und ziehen weiter. Uns ist das zu eng. Oliver hat morgens seinen ersten „richtigen Biss“ auf eine schwarze 12er (Einzelhaken). Wir können uns lebhaft vorstellen, wie der winzige Köder durch das verformte Lachsmaul flutscht, ohne Halt zu finden. Außerdem geht auch meiner Fliege ein Lachs im Ansatz zum Rollwurf an der Oberfläche nach. Auch hier kommt es bei weiteren Versuchen zu keiner neuen Reaktion des Fisches.
Heute werden aber immerhin drei Lachse gefangen.

17.08.04
Unser Abreisetag. „Olivers gutes Gefühl“ will mich um 5:00 Uhr aus dem Bett schmeißen. 

  "Der letzte Tag"

Mir fehlt der richtige Biss mein Fuß schmerzt und ich bin nur müde: Täglich um 04:00 Uhr aus den Federn und um 23:30 erst wieder rein. Gut, wir haben ja mittags immer eine kleine Pause eingelegt -aber Lachsfischen schlaucht und geht zumindest so wie wir das im Moment betreiben ganz schön auf Knochen und Material. Eine defekte Rolle, knarrender Rutengriff, kaputter Watschuh, zwei völlig verschlissene Watstöcke, eine undichte Wathose und mein schmerzender Fuß. Das nervt. Man glaubt sich gut ausgerüstet und muss dann doch feststellen, dass das teure Equipment den Anforderungen nicht gewachsen ist. Na ja auch daraus lernt man. Ich kann Oliver an unserem letzten Tag dann doch nicht alleine im Lagen stehen lassen und humple wenig später hinterher. Es sieht wirklich gut aus, vertrauen wir mal Olivers gutem Gefühl. Aber nach zwei Stunden merken wir, dass wir es einfach nicht erzwingen können. -Wer sich in die Natur begibt muss sich ihr anpassen-

"Blick von der Brücke"

Wir gehen frühstücken.
Und schließlich müssen wir ja auch noch packen.
Wir verabschieden uns von Arne und fahren um einige Erfahrungen und wunderschöne Stunden reicher zurück zum Flughafen. Wir wollen uns noch in Larvik und Sandefiord umschauen. Das tun wir dann auch, … im Dauerregen.
1 Lachs wurde an diesem Tag gefangen.

Fahren wir wieder hin? Sicher! Oliver meint die 7 Tage Norwegen waren wie einmal Volltanken und da kann ich ohne Einschränkung zustimmen.